Kabarett: Wenn die Putzfrau den Männern die Platte putzt

MainPost Text und Fotos Regina Vossenkaul 15.07.2019

Foto: Regina Vossenkaul
Da wird die Platte geputzt: Ines Procter, hier mit Fredi Breunig, hatte Klobürste, Putzlappen und Rohrfrei dabei.

Wenn die „Putzfraa“ höchstpersönlich nach Großeibstadt kommt, um bei den Männern die „Platte“ zu putzen, kann das nur Bestandteil des Kabarettabends sein, der alle drei Jahre stattfindet, veranstaltet von der Theatergruppe. Als schlagfertiger Moderator begrüßte Fredi Breunig am Samstagabend im altehrwürdigen, stillgelegten Gasthof „Zum Hirschen“ die Kabarettisten Ines Procter, bekannt als „Putzfraa“ bei „Fastnacht in Franken“, Wolfi Reichmann, die „Stimme Frankens“ bei „Heute im Stadion“, Uli Kiesel aus Waldberg sowie Erwin Kitz aus Retzstadt mit seinen Enkeln Raphael und Matteo.

Gerd Jäger (Akkordeon) begleitete musikalisch durch den Kabarettabend im Hof der ehemaligen Dorfwirtschaft. Foto: Regina Vossenkaul

Bange Blicke zum Himmel gab es während des Kabarettabends, aber von einigen Regentropfen ließen sich die zahlreichen Zuschauer im vollbesetzten Innenhof des „Hirschen“ nicht vertreiben. Musikalisch begrüßt und durch den Abend begleitet wurden sie von Gerd Jäger (Akkordeon) aus Kleineibstadt. Mit lustigen Anekdoten, Sprüchen und frechen Liedern begeisterte gleich zu Beginn das Trio aus Retzstadt. Raphael („poetische Ader“), Mattheo („musikalische Ader“) und Opa Erwin („Krampfader“) haben 2014 erste Auftritte absolviert und sind seitdem viel unterwegs, vor allem in der Faschingszeit. Frisch von der Leber weg sangen die Drei und erzählten, was sich in der Familie so alles abspielt. So erfuhren die Zuhörer, dass die Mutter geweint habe, als sie das erste Zeugnis ihres Sohnes sah. Danach hat sie Nachhilfe genommen. Lebensweisheiten hatten die beiden Jungen ebenfalls parat: „Ist die Schwester schiech und mager, kriegst du keinen gscheiten Schwager.“

Einmal den Pokal halten durfte Bürgermeister Emil Sebald, hier beim Auftritt von Wolfgang Reichmann als Fußballfan. Foto: Regina Vossenkaul

Wolfgang Reichmann trat zunächst als „Zwiebeltreter“ auf und später noch einmal als Fußballfan. Mit Wortspielen und seinen Betrachtungen über das Leben unterhielt er das Publikum bestens und bekannte, dass ihm die schönsten Nonsensverse auf dem Klo einfallen. Die vielen Touristen in Bamberg sind ihm ein Dorn im Auge, besonders die japanischen Selfie-Macher mit ihren langen Selfie-Sticks. Die sprachlichen Eigenheiten der Franken griff er auf, die könnten getrost ins Lokal rufen „die nächste Runde geht auf mir“, weil dann sicher ein Berliner aufstehe und „auf mich“ ruft. Über die „Kopf-unten-Generation“, die von Senioren über die Straße geführt wird, Bungeejumping „normal, hardcore und unplugged“ und U-Boote der Bundeswehr, die am Tag der offenen Tür alle untergehen, hat er sich Gedanken gemacht, und über vieles, das blöd laufen kann beim Fußball ebenso wie bei der Reform von der Reform der Gesundheitsreform.

Großstadt und Großeibstadt

Auch Putzfraa Ines Procter hatte zwei Auftritte und wunderte sich, dass sie nicht in eine Großstadt, sondern nach Großeibstadt eingeladen war – das „eib“ hatte sie zunächst überlesen. Sie putze eigentlich ungern, und habe gern blinde Fenster, weil die Nachbarn so hässlich seien, bekannte sie. Die herumfliegenden „Staubflimmerlich“, die sie betrachten kann, wenn sie auf dem Sofa liegt, findet sie total romantisch. Von ihren Problemen mit Mann, Tochter und Schwiegermutter berichtete sie und trauerte der Zeit nach, als sie noch jung und frisch verliebt waren. Abnehmen will sie schon lange, aber es klappte nicht mit Joggen oder Yoga, die Wodka-Diät habe auch nichts genützt, berichtete sie. Sie sei eben im zunehmenden Alter. Die pubertierende Tochter sei schwierig, gerade hat sie sich mit 14 noch ein Pferd gewünscht, kommt sie mit 15 mit einem Esel heim, erfuhren die Zuhörer. So viel Frust – da muss man sich mal selbst eine Freude machen, meint die Putzfrau. Spaß hat sie im Bällebad bei Ikea, wo sie den Kindern erzählt, dass sie selbst dort vor 30 Jahren von ihren Eltern abgegeben wurde.

Lied über den Thermomix

Uli Kiesel aus Waldberg sorgte für Heiterkeit mit seinen Variationen zu „O Tannenbaum“, die er nach Art von Max Raabe, Karel Gott, Peter Maffay, den Brüdern Blattschuss, Udo Lindenberg, Roberto Blanko, Herbert Grönemeyer und Luis Armstrong vortrug. Auch sein Lied über den Thermomix, der vom Möhren raspeln bis zum Socken waschen anscheinend alles kann, sorgte für Gelächter im Saal. Gekonnt bezog er das Publikum beim Lied über „Hepatitis A bis Z“ mit ein und überlegte, ob er sich impfen lassen will gegen alkoholfreies Bier, gegen die Angst lange Wörter auszusprechen und natürlich gegen Hepatitis.

Uli Kiesel imitierte große Künstler und konnte dank Synapsen-Beschleuniger das Alphabet rückwärts aufsagen. Foto: Regina Vossenkaul

Bis in die Nacht hinein war das mehr als 400 Jahre alte Wirtshaus wieder einmal mit Leben erfüllt, die Theatergruppe sorgte für die Bewirtung und hatte alles liebevoll dekoriert. Am nächsten Morgen wurde zum Frühschoppen mit dem ehemaligen Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein, Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Emil Sebald eingeladen

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