Ein Hoch auf 400 Jahre Wirtshauskultur

7195755_2_1M4INZEin vielfach gelobter Auftakt zum Festwochenende anlässlich des 400-jährigen Bestehens der Gastwirtschaft „Zum Hirschen“ in Großeibstadt war der Auftritt der Gruppe „Spilk“, gewürzt mit humorvollen Einlagen von „Gotthold und Eustach“ am Freitagabend.
Am Samstag waren zwei Humoristen auf der Bühne im Hof der Gastwirtschaft, Günter Stock in seiner Rolle als „Weinbäuerle“ und Wilhelm Wolpert mit seinen „Geschichtli und Gedichtli“ aus dem Leben der Franken.
Für den musikalischen Teil des Abends sorgten die Gruppen „Kaufmannsware“ und die „GrabfeldBieraten“.
Auch das 30-jährige Bestehen der Theatergruppe Großeibstadt wurde am Wochenende gefeiert, sie ist durch das Gebäude, das in früheren Jahren Zentrum des dörflichen Lebens war, mit dem „Hirschen“ verbunden, aber auch durch Fredi Breunig, der dort oft bei den Großeltern war und mitgeholfen hat (wir berichteten).

Mit Engagement und Herzblut

In unzähligen Arbeitsstunden haben die Mitglieder der Theatergruppe, die das Gasthaus sporadisch nutzen, Haus und Hof für das Fest hergerichtet. Der jetzige Besitzer, Herbert Brust, Chef des „Karmeliter Bräu“, hatte schon früher alle Dächer instand gesetzt, so dass die Bausubstanz nicht geschädigt wird. Aus vielen Details lässt sich ablesen, dass hier Menschen mit Engagement und „Herzblut“ am Werk waren, die sich bemüht haben, die Wirtshauskultur hochzuhalten: Da flattert Wäsche an der Leine, an der Bühnenverkleidung sind Herzchen eingesägt und mit fränkischem rot-weißem Stoff hinterlegt, Gerätschaften von „anno dazumal“ weisen auf vergangene Arbeit und Mühen hin.

7195753_m3w760h500q75s1v2605_1M4ILOFredi Breunig führte durchs Programm und warf öfter mal einen Blick zum wolkenverhangenen Himmel, aber es kamen nur wenige Tropfen und die Zuschauer hatten bei der ausverkauften Vorstellung ihren Spaß. Auch den herüber wehenden Geruch aus einem nahen Schweinestall, an den man sich laut Breunig schnell gewöhnt, weil die Nase „eine Hornhaut bekommt“, nahmen sie mit Humor. Jede der vier auftretenden Gruppen war im Verlauf des Abends zweimal an der Reihe, sie unterhielten das Publikum mit fränkischem Humor und zünftiger Musik.

„Ich hab‘ schon lange nicht mehr so gelacht“, sagte sich am Ende mancher Zuhörer.

Die singenden Rhönerinnen der Gruppe „Kaufmannsware“ verrieten, was sie alles tun „wege die Leut“ und welche unheiligen Gedanken bei der Wallfahrt mitwallen. Von mehreren Stationen berichtete die Gruppe, so vom Kuchenbuffet in Wülfershausen („Gott bitt‘ für uns und unsern‘ Magen, den wir durch das Grabfeld tragen“) und in Großeibstadt, wo es wie aus Kübeln goss („Heilige Jungfrau, oh betrachte, was der Regen aus mir machte“).

Humorvoll ging es weiter mit dem aus der TV-Sendung „Fränkische Weinprobe“ bekannten Weinbäuerle, der nichts von Homebanking hält, weil er mit dem vielen Geld unterm Kopfkissen nicht schlafen kann und der bei der Weinberatung zuerst fragt, ob der Kunde feiern oder vergessen will. Seine Erlebnisse mit Ehefrau „Kunerle“, die nach ihm alle vier Wochen in die Badewanne geht – ob’s nötig ist oder nicht, sorgten für viel Gelächter.

7195754_2_1M4INFBodenständige Musik ganz ohne Verstärker servierten die „GrabfeldBieraten“, die auch als „Grabfeld-Botschafter“ grenzübergreifend unterwegs sind. Von den sechs Musikern kommen je drei aus dem bayerischen und dem thüringischen Grabfeld. Musik für Feste aller Art bringen die Hobbymusiker auf die Bühne, in Großeibstadt zeigten sie mit zünftigen Stimmungsliedern ihr Können. Besonders stolz sind sie über die Einladung nach München, wo sie anlässlich des Festes „500 Jahre Bier-Reinheitsgebot“ am 23. Juli auftreten dürfen.

Auch Mundartdichter Wilhelm Wolpert hat Erfahrungen bei der „Fränkischen Weinprobe“ gesammelt, als er noch Teil des „Hasenterzetts“ war. Er hatte Anekdoten, Geschichten und Gedichte über die typisch fränkische Frau und den fränkischen Mann („der könnte den Casanova in die Tasche stecken, wenn er sich anstrengt“), mitgebracht und las auch Passagen aus seinem „fränkischen Gebetbuch“ vor. „Im Himmel redet man fränkisch“, ist er sich sicher.

Main Post 13.06.2016 Text und Bilder Regina Vossenkaul

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